Samstag, November 9, 2024

Wernes literarisches Quartett streitet endlich wieder live

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Werne. Trübes Wetter und Coronakrise – für fast 40 Buchfans war das am Mittwochabend kein Grund, im Haus zu bleiben. Stattdessen nutzten sie die seltene Gelegenheit, eine kulturelle Veranstaltung zu besuchen: Nach mehreren, der Pandemie geschuldeten Absagen, fand endlich wieder das beliebte LiteraTurnier statt – als Open Air auf dem Kirchplatz von St. Christophorus.

„Irgendetwas muss jetzt einfach wieder losgehen“, sagte Andreas Bassendowski, der Vorsitzende des Fördervereins Stadtbücherei und damit Mit-Veranstalter des launigen literarischen Quartetts, bei seiner Begrüßung. Dieser Gedanke prägte auch die Stimmung auf der Bühne und auf den mit  Abstand platzierten Stühlen auf dem Platz: Oben lieferten sich die Mitstreiter des nicht so wörtlich gemeinten Turniers fröhliche Schlagabtäusche, unten nahm das Publikum lachend die Scherze auf und warf hier und da einen Ball zurück.

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Der Ablauf folgte dem seit Jahren bewährten Schema: Verleger Magnus See, Pfarrer Hartmut Marks, Schauspieler Ludger Burmann und die Kabarettistin Liane Jäger hatten sich jeweils ein Buch vorgenommen, stellten es vor und sich selbst dann dem kritischen Austausch ihrer Podiumsgefährten. Als erfahrener Moderator sorgte Dieter Vatheuer dafür, dass jeder zu Wort und niemand kurz kam, was seine spottlustigen Seitenhiebe anging.

Der Abend stand dieses Mal unter dem Motto „Kurz und knackig“: Es ging um Kurzgeschichten. Besprochen wurden „Milk Wishes“ von Kristen Roupenian (Liane Jäger), „Nimm dir Zeit zum Durchatmen“ (Magnus See), „Fahrt ins Blaue“ von Marie Hesse und Karin Labhart (Hartmut Marks) und das Poetry-Slam-Buch „feel good ink“ von Sophia Szymula & Julius Althoetmar, aus dem Ludger Burmann sein eigenes Werk vortrug.

Magnus See hatte sich nicht ohne Grund „Zeit zum Durchatmen“ genommen, denn während der Lockdowns hatte er seine Freude an Waldspaziergängen entdeckt. Und so begeisterte er sich besonders für eine Geschichte, in der die Schwedin Andrea Hejlskov erzählt, wie sie und ihre Familie im Wald als Aussteiger leben. Hartmut Marks war weniger überzeugt: „In der Waldeinsamkeit den Sinn des Lebens zu finden und dann am Internet hängen, um zu bloggen, das passt für mich nicht.“

Das Publikum auf dem Kirchplatz von St. Christophorus ließ sich auf die gelöste Stimmung des LiteraTurniers ein. Foto: Anke Schwarze
Das Publikum auf dem Kirchplatz von St. Christophorus ließ sich auf die gelöste Stimmung des LiteraTurniers ein. Foto: Anke Schwarze

Burmann dagegen fand den Versuch eines gesellschaftlichen Ausstiegs spannend, die von Jäger vorgestellte Short Story „Milk Wishes“ dagegen höchst bedrückend. Ganz anders sah das wiederum Magnus See: „,Milk Wishes‘ ist ein typisches Beispiel des neuen amerikanischen Stils, viele Vergleiche und Gedankenspiele, die im Kopf der Leser Tausende neue Geschichten entstehen lassen.“

Zwischendurch lockerte Vatheuer die Diskussionsrunde mit amüsanten Abschweifungen auf, fragte auch nach Erfahrungen während der Lockdowns. Auf die Situation des Buchhandels angesprochen, erzählte Buchhändler Hubertus Waterhues eine berührende Episode: Er habe ein Buch ins Werner Outback geliefert, zum letzten Postkasten am Ende eines Feldwegs. „Als ich das bestellte Buch hineinlegte, fand ich eine Tafel Schokolade mit einem Kärtchen: ,Danke fürs Vorbeibringen’“.

Dann gab es noch ein Quiz mit Freiwilligen aus dem Publikum. Jedem der sechs Personen auf der Bühne sollten sechs Lieblingsurlaubsziele zugeordnet werden. Mallorca stand hoch im Kurs, die Insel trauten die Ratenden fast jedem zu. Tatsächlich gehört die Baleareninsel zu Ludger Burmanns bevorzugten Zielorten. Vom Massentourismus distanzierte sich der Schauspieler jedoch umgehend: „Ich fahre dahin zum Segeln, darauf lege ich jetzt Wert“, rief er grinsend nach unten.

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