Werne. Als Protest gegen den Krieg in der Ukraine und als Demonstration für den Frieden hatte der Internationale Club Werne (ICW) am Samstagabend (26. Februar) zu einer Kundgebung aufgerufen und rund 250 Bürger/innen kamen.
Männer, Frauen und Kinder versammelten sich vor dem in den ukrainischen Nationalfarben angestrahlten Alten Rathaus und setzten so mit großem Nachdruck ein Zeichen gegen die Gewalt, die Russlands Präsident Wladimir Putin mit seinem kriegerischen Überfall ausgelöst hat. Lichter, Friedenstauben auf Fahnen und Banner mit dem Hashtag Werne #standwithukraine setzten weiter optische Zeichen.
„Wir verurteilen den Angriff auf den souveränen Nachbarstaat. Das ist ein Bruderkrieg wie er sinnloser nicht sein könnte und ein Angriff auf das Friedensgefüge des Kontinents. Nie wieder Krieg“, wandte sich ICW-Vorsitzender Benedict Dammermann an die Teilnehmenden auf dem Marktplatz. „Wir lesen von unerschrockenen jungen Menschen in Russland, die gegen den Krieg demonstrieren und verhaftet werden. Unsere Solidarität gilt auch Euch! Das ist Russland, nicht Putin.“
Mit den polnischen Freunden in der Partnerstadt Walcz stehe man in engem Kontakt. „Schon vor vier Wochen schrieb uns Boguslaw Olejniki aus Walcz von einer ,enormen Kriegsgefahr´“, sagte Dammermann.
Für den Sonntag kündigte er an, dass bereits erste Flüchtende aus der Ukraine in Werne ankommen werden. „Menschen suchen Schutz, Werne steht bereit“, hieß es. Er lobte die Zusammenarbeit im Aktionsbündnis mit der Stadt Werne und der Musikschule Lebedkina und lud die Anwesenden zu einer Schweigeminute ein.
Für die Aufnahme von acht Zuflucht Suchenden in privater Regie, bedankte sich Margarita Lebedkina, die selbst aus Russland stammt. „Ich bin sehr gerührt über die Aufnahme. Nach unserer ersten Aktion haben sich schnell Anrufer bei mir gemeldet. Ich bin einfach schockiert, was in meinem Land passiert“, sagte sie. Zusammen mit der ukrainischen Sängerin Elena Hajfiz, die seit vielen Jahren in Werne lebt, gestaltete sie den musikalischen Rahmen. „Ich habe zwei Heimaten“, beschrieb Hajfiz das Gefühl ihrer doppelten Zugehörigkeit.
In einer eindringlichen Rede benannte Bürgermeister Lothar Christ das „pure Entsetzen“ angesichts der schrecklichen Bilder aus der Ukraine. Erste Flüchtende würden am Sonntag eintreffen. Es sei unsere Aufgabe, sie aufzunehmen und bei europäischen Freunden eine sichere Zuflucht zu bieten. Es werden sicher weitere Schutzsuchende kommen, dann werde Stadt Werne auch Zuweisungen bekommen, sagte er am Rande der Veranstaltung gegenüber WERNEplus. Aktuell würden die Ankommenden zunächst in der Aufnahmestelle in Bochum angenommen.
In seiner Rede verurteilte Lothar Christ den Angriffskrieg, den Aggressor Putin begonnen habe. Er erinnerte an den Kalten Krieg, in dem sich Westmächte und Ostblock in einem beispiellosen Wettrüsten gegenübergestanden hätte. Er habe das bis Mittwoch für überwunden gehalten. Jetzt müsse man sich fragen, wie man die Fragen der Kindern beantworte, wenn man Worte wie Krieg, Raketen oder Atomwaffen ausspreche, sagte er sinngemäß. Freiheit sei nicht selbstverständlich, ein Staat müsse sich verteidigen. Auch müsse die Diplomatie offen bleiben, betonte er.
Mit Willi Lülf kündigte Benedict Dammermann Wernes Alt-Bürgermeister an, der sich jahrelang aufopferungsvoll um Völkerverständigung mit den Partnerstädten, insbesondere auch mit Bailleul und Walcz. bemüht habe. Lülf schloss sich seinem Vorredner an und freute sich über die Zahl der Teilnehmenden auf dem Marktplatz. „Das ist ein toller Anblick“, zeigte er sich beeindruckt und ergänzte: „Ich habe 50 Jahre Politik gemacht und viele Bündnisse geschlossen. Wir müssen an den Dingen arbeiten“, machte er klar. „Ich wünsche ihnen Frieden im Herzen und Frieden in der Stimme“, gab er den Anwesenden mit auf den Weg.
Wernes Stimme im Bundestag vertritt als Abgeordneter Sozialdemokrat Michael Thews. Auch er verurteilte den „brutalen Überfall“ und forderte Frieden für die Ukraine und ganz Europa. Er fahre am Abend noch nach Berlin. Dort werde es am Sonntag im Bundestag um die Verhängung von Sanktionen gehen. Mit einem Friedensgebet beschloss der evangelische Pfarrer Alexander Meese die Veranstaltung.
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