Werne. Die zweijährige coronabedingte Zwangspause konnte dem Plätzerfest im Kapuzinerkloster nichts anhaben: Am Mittwochabend (29. Juni) meisterten alle Beteiligten die Abläufe in gewohnter Manier, zur Freude Hunderter von Gästen. Zuvor hatte Bischof Felix Genn das Wirken der Kapuziner in Werne während eines Festgottesdienstes gewürdigt – zum Anlass der Grundsteinlegung des Klosters vor 351 Jahren.
Die krumme Jubiläumszahl war ebenfalls der Pandemie geschuldet: An sich hätte der Gedenktag zur Grundsteinlegung im Jahr 1671 bereits 2021 gefeiert werden sollen. Umso mehr genossen die Menschen jetzt das beliebte Fest – die einen im sonnigen Klostergarten, die anderen auf den etwas schattigeren Plätzen im Klosterhof.
Zahlreiche Helfer hatten tagsüber Tische und Bänke aufgestellt, an denen sich lebhafte Gespräche entspannen. Im Zentrum des Geschehens: der Unterstand im Klosterhof, unter dem die Plätzerfrauen und -männer im Schweiße ihres Angesichts die Reibekuchen im Akkord bakten. Mitglieder der Kolpingfamilie, der Freiwilligen Feuerwehr Werne und des Lions-Clubs „Werne an der Lippe“ betreuten Getränkestände und einen Würstchenstand, der Freundeskreis Kapuzinerkloster stand ebenfalls parat und das Bläsercorps Werne sorgte musikalisch für Stimmung.
„Unsere altbewährten Teams haben nichts verlernt, alle waren heiß auf diese Fest – das macht einfach Spaß“, sagte Friedrich Telgmann, einer der Organisatoren. Dabei hatte Marlies Wierling, die gute Seele der Plätzer, zunächst Sorge, ob alles reibungslos klappen würde. „Wir hatten kurzfristig einige Absagen wegen Urlaub und wegen Corona“, erklärte sie. Doch die jungen Leute im Plätzerteam hätten spontan „für Nachschub“ gesorgt. Und so standen am Mittwoch mehr als genug Leute hinter den heißen Pfannen.
Das war auch gut so, denn die lang entbehrten Reibeplätzchen fanden reißenden Absatz. Siebeneinhalb Zentner Kartoffeln hatten die Plätzer die Tage zuvor geschält. „Und jetzt schälen wir noch nach“, sagte Marlies Wierling mit Blick auf die langen Schlangen vor dem Unterstand. Den Teig mengte ihr Bruder Willi Jasper wie immer nach dem Rezept ihrer Mutter. Dieses Mal wurde der 84-Jährige von seinem Enkel Tristan unterstützt. „Wir haben viele junge Leute dabei, ich denke, damit ist die Tradition des Plätzerfestes gesichert“, stellte Wierling erfreut fest.
Das Plätzerfest ist seit Jahrzehnten mit dem Patronatsfest des Klosters, dem Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus, verknüpft. „Dieser Tag zeigt einmal mehr, dass wir Kapuziner uns in Werne großer Unterstützung erfreuen“, hatte Pater Norbert Schlenker, seit drei Monaten als neuer Guardian des Klosters im Amt, zu Beginn des Festgottesdienst betont. Mit Felix Genn, Bischof von Münster, hatte die Messe einen prominenten Zelebranten. In seiner Predigt würdigte er das Wirken des Ordens in der Lippestadt: „Wir können uns die Geschichte des Glaubens und der Kirche in Werne ohne die Kapuziner nicht vorstellen.“ Und auch wenn in der Ordensprovinz über Schließungen von Niederlassungen debattiert werde, gelte das nicht für Werne. „Das darf ich klar hier sagen“, so Genn.
Am Ende seiner Predigt spielte der Bischof auf das jüngst veröffentlichte Gutachtens zu sexuellem Missbrauch im Bistum Münster an. Darin werden auch ihm Fehler im Umgang mit beschuldigten Priestern vorgeworfen. Genn verwies auf die beiden Schutzpatrone der Klosterkirche, Petrus und Paulus: Jeder sei auf seine Weise schuldig geworden. Trotzdem sei der eine von Jesus zum Leiter der Kirche auserwählt worden, der andere hätte sich bekehrt. „Dann haben doch auch wir eine Chance in dieser drängenden Situation, die jeder und jede von Ihnen mitbekommen hat.“
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