Werne. „Silvester haben wir schon auf dem Laubengang gefeiert“, schilderte Andreas Drohmann den ersten Jahreswechsel im Wohnprojekt „Gemeinsam Wohnen an den Linden“ jetzt im Gespräch mit WERNEplus.
31 der insgesamt 33 Wohnungen auf dem Grundstück des ehemaligen Werner Krankenhauses zwischen Becklohhof und Tenhagenstraße sind bezogen. Lediglich eine steht noch leer, ist aber bereits lange vergeben. Nach gut zwei Jahren Bauzeit, in denen es aufgrund äußerer Einflüsse wie Holzmangellage und Preissteigerungen nicht selten, so Drohmann, „ordentlich geruckelt“ hat, lebt man sich in der Klimaschutzsiedlung an den Linden ein.
Etwa ein Drittel der Wohnungen werde von Mietern genutzt, zwei Drittel von den Eigentümern. Die größte Wohneinheit verfügt über 120 Quadratmeter, die übrigen bieten Zuschnitte von 47 bis 108 Quadratmeter Fläche. In dem Mehrgenerationen-Projekt wohnen drei Familien mit Kindern, hieß es zu der Mischung, die ansonsten wie erwartet zugunsten der älteren Generation ausfällt. Unter den Mietern seien beispielsweise auch zwei alleinerziehende Mütter mit Kind. Für sie sei das Wohnprojekt mit einer „ansprechbaren Umgebung“ ideal, so Drohmann.

Wie geplant gibt es ein Appartement für Gäste der Bewohner. Weitere Räumlichkeiten, die eigentlich für Gemeinschaftszwecke des Wohnprojekts vorgesehen ist, wird zur Zeit von einer ukrainischen Familie mit einem Kind mit Handicap bewohnt. Für die Treffen der Hausgemeinschaft wird derweil entweder ein Raum gebucht oder privat im einem Wohnzimmer getagt, so Andreas Drohmann. Das werde nicht auf ewig so bleiben, aber den Geflüchteten wolle man Unterkunft bieten.
Neben dem Ziel des Gemeinsamen Wohnens stehen die hohen energetischen Standards der Klimaschutzsiedlung im Fokus. Bei den vier Gebäuden in Holzbauweise handelt es sich um 3-Liter-Häuser, deren haustechnisches Konzept eine Holzpelletanlage (60KW Leistung) für Heizung und Warmwasser umfasst. Photovoltaik auf dem Dach, Nachtspeicher im Keller, Lademöglichkeiten für E-Autos an den Stellplätzen in der Tiefgarage und den oberirdischen Parkplätzen sowie Lüftungsanlagen in allen Wohnungen bilden ein ausgeklügeltes Energiekonzept.
Die Rückmeldungen der Bewohner sind laut Drohmann positiv: „Es wohnt sich sehr angenehm und die Energierückgewinnung funktioniert gut“, fasst er die Reaktionen zum Thema Raumklima zusammen. Bei Temperaturen bis zu Null Grad benötige man keine Heizung für Wohntemperaturen von 19 bis 20 Grad, erläuterte er.
Baustart der Klimaschutzsiedlung war Ende 2020 mit der Grundstücksvorbereitung. Zum Abschluss hat man nun noch die Anlage des Gartens auf dem Zettel. An einigen Stellen hake es gegenwärtig noch, räumte Andreas Drohmann mit Blick auf einige unerwartete Reparaturen und Nachbesserungen ein, die noch abzuarbeiten sind.
Überhaupt hatten die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg mit Materialengpässen, erheblichen Zeitverzögerungen und Preissteigerungen für die eine oder andere schlaflose Nacht bei den Projektbeteiligten gesorgt. So waren plötzlich die Hölzer nicht zu bekommen, fehlten Deckenelemente oder ein zentrales Teil der Klingelanlage. „Wir waren dann froh um jedes Teil, das drin war“, berichtete er und ergänzte: „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen, das war super, aber auch hoch aufregend.“