Werne. Seit Ende vergangenen Jahres ist Michael Knäpper, Streetworker der ersten Stunde in Werne, eigentlich im Ruhestand. Dennoch hat es sich der Sozialpädagoge in den vergangenen sechs Monaten nicht nehmen lassen, seinen Nachfolger Kenan Tosun mit den Gegebenheiten in der Lippestadt vertraut zu machen.
„Ich war etwa einen Monat lang zu Hause, dann ist Kenan nach Werne gekommen. Da war für mich klar, dass ich ihn in der ersten Zeit noch ein wenig begleite“, sagt Knäpper, der länger als zwei Jahrzehnte lang als Streetworker in der Stadt unterwegs gewesen ist.
Die erste Veranstaltung für den Neuzugang war gleich der trubelige Rosenmontag, an dem Tosun beim „Stop and Go-Zelt“, der vom Streetwork in Kooperation mit Jugendamt und offener Jugendarbeit angebotenen Anlaufstelle für Jugendliche auf dem Kirchplatz, zum Einsatz kam. „Das hat Spaß gemacht“, so sein Fazit des besonderen Tages.
Ganz neu ist Tosun in der Region nicht. Seine Familie gehörte 1967 zu den ersten muslimischen Arbeitsemigranten. 1970 kam Tosun in Kamen zur Welt. Die Schule besuchte er in Bergkamen, heute lebt der Sozialwissenschaftler mit seinem erwachsenen Sohn wieder in der Sesekestadt. „Ich bin froh, dass ich jetzt quasi wieder in der Heimat arbeiten kann“, sagt der 53-Jährige über die neue Aufgabe in Werne.
Tätig war Tosun in den vergangenen Jahrzehnten unter anderem an Dortmunder Realschulen sowie an berufsbildenen Schulen, wo er maßgeblich an der Einführung der Schulsozialarbeit beteiligt war. In der Dortmunder Nordstadt hat Tosun im Bereich der Stadtteil-Sozialarbeit gearbeitet, zuletzt war Tosun Teamleiter einer Behinderteneinrichtung, in der Flüchtlingsarbeit aktiv sowie als Fachpädagoge in einer Kindertageseinrichtung im Einsatz.
Seit Februar ist Tosun nun Nachfolger von Knäpper mit einer vollen Stelle und unterstützt Streetworkerin Katrin Schnieders, die weiterhin eine halbe Stelle bekleidet. „Wie man mit Menschen umgeht, ist eine Sache der Haltung. Mimik und Gestikulation spielen bei einer wertschätzenden Zuwendung eine wichtige Rolle. Dazu ist es hilfreich, Indikatoren mitzubringen, von denen die Jugendlichen direkt beeindruckt sind“, so Tosun über seine Arbeit.
Um mit den Problemen besser umgehen zu können, mit denen der Sozialwissenschaftler regelmäßig konfrontiert wird, hat sich Tosun daran gewöhnt, diese nach der Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen. „Das ist meine Art der persönlichen Fürsorge.“