Werne. Diesmal führte die Heimatverein-Fotoreise die Besucher in der Westfälischen Stube des Museums in den Bereich der Zechensiedlung des Ortsteils Evenkamp.
Peter Voss, seit vielen Jahren Chronist dieses Ortsteils und vielen Mitbürgern durch seine Bücher über Evenkamp und Werne bekannt, führte die interessierten Zuhörer durch den Abend. Bei einem Bild der Zechenbahn kam er ins Erzählen über die eigene Kindheit. Das Gelände zwischen Lippestraße, Klöcknerstraße und der Hüsingstraße war mit seinen Kohlehalden, Brachflächen und Resten der Baracken ein idealer Spielplatz für die Kinder und Heranwachsenden, auch wenn die Mütter abends über die verdreckten Kinder die Hände über dem Kopf zusammenschlugen.
Voss kannte den einen oder anderen Lokführer der Zeche, und so konnte er manchmal auf die Lok steigen und mitfahren. Nach Osten über Stockum bis Ermelinghof oder nach Süden bis Bönen. Das schönste bei einer solchen „Reise“: die Glocke betätigen und vor der Querung einer Straße die laute Pfeife ziehen – für Kinder der heutigen Zeit ein unmögliches Erlebnis.

Nach Schließung der Zeche in Werne wurden die verbliebenen Bergleute verlegt und hatten vom einen auf den anderen Tag eine neue Arbeitstätte. Weil dort die Heizung in der Kaue noch nicht fertig war und kein warmes Wasser zur Verfügung stand, wurde kurzerhand eine Dampflok zur Heizung für die Kaue umfunktioniert. Ähnliches erzählte Kalla Marckhof über die Wasserballer in Kamen. Weil das Wasser im Frühjahr noch zu kalt war, wurde von der Zeche eine Dampflok zur Verfügung gestellt, um das Beckenwasser aufzuwärmen.
Gisbert Bensch berichtete, dass Anfang der 1980er Jahre bei Bauarbeiten der Firma Gelsenwasser an der Lippestraße die Arbeiter in der Straße einen Einbruch erlebten und plötzlich in einem Tunnel unter der Straße waren. Bei den Nachforschungen stellte sich schnell heraus, dass der Tunnel aus der Kriegszeit stammte, als Zwangsarbeiter auf der Zeche beschäftigt wurden. Da zwischen dem Zwangsarbeiterlager und der Zeche die Lippestraße verlief, aber die Zwangsarbeiter nicht den öffentlichen Verkehrsraum benutzen durften, war ein Tunnel zwischen Zechen und Barackenlager unter der Lippestraße gebaut worden. Der war in Vergessenheit geraten und bei den Arbeiten von Gelsenwasser wieder entdeckt worden.
Das Evenkämper „Schwimmbad“ an der Schlagt, das Lippestadion und der Fischerhof mit der „Blauen Lagune“ und der „Deele“ ließen ebenfalls viele Erinnerungen aufleben.

Mitgliederversammlung des Heimatvereins
49 Mitglieder des Heimatvereins kamen zur Versammlung ins Kolpinghaus, um sich von der Vorsitzenden Barbara Schaewitz durch die Tagesordnung führen zu lassen. Weil keine Wahlen anstanden, konnte zügig zum Ausblick auf das laufende und kommende Jahr eingegangen werden. Für das 25. Jubiläum „Schnadestein in der Schwanne“ ist eine Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Heimatverein Nordkirchen geplant. Am Samstag, 22. Juni, treffen sich die Heimatfreunde um 15 Uhr am Schnadestein, um das Jubiläum gebührend zu feiern.
Auch die Eröffnung der Radler-Saison und der nächste Familientag auf dem Biohof Jücker fanden sofort viel Interesse. Zum Abschluss gab es einen ersten Ausblick auf das Jahr 2025.
Frühlingssingen beim Heimatverein
Passend zum Frühlingsanfang hatte der Heimatverein zum Singen in die Westfälische Stube geladen. Alle Gesangsbegeisterten waren gekommen, und die Stube war voll besetzt. Unter der Leitung von Aenne Fleischer wurden altbekannte Frühlingslieder gesungen. Die Combo des Heimatvereins mit Klavier, zwei Gitarren und zwei Mundharmonikas stellte unter der Leitung von Gisbert Fleischer die musikalische Begleitung sicher.
Dazu wurden Gedichte in der Bandbreite von Goethe bis Heinz Erhard zur Freude und zum Schmunzeln aller vorgetragen. Abgerundet wurde der Nachmittag mit Schlager-Evergreens, die jeder mitsingen konnte. Die Stimmung unter den Gästen war großartig.