Samstag, Juli 27, 2024

Private Grundschule in Werne? Hitzige Debatte im Schulausschuss

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Werne. Das Ringen um den Erweiterungsbau für die Wiehagenschule plus neuer Zweifachturnhalle ist seit dem jüngsten Schul- und Sportausschuss am gestrigen Dienstag (04.06.2024) um ein Kapitel reicher. Völlig überraschend brachte die CDU-Fraktionsvorsitzende Uta Leisentritt die Pläne für eine private Grundschule in die Diskussion ein.

Man sah förmlich, wie dem Dezernenten Frank Gründken und den weiteren Vertretern auf der Verwaltungsbank die Gesichtszüge entglitten, als Leisentritt die Nachricht in den Raum stellte, dass zum übernächsten Schuljahr eine Grundschule in Trägerschaft der Chrislichen Gemeinde an den Start gehen könne und dadurch Erweiterungspläne der Wiehagenschule möglicherweise ad acta gelegt werden könnten.

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Zuvor hatte die CDU-Fraktionschefin bereits Beratungsbedarf und eine Verschiebung der Beschlussempfehlung beantragt, weil die Vorlage zu spät eingestellt worden sei, um sie umfassend beraten zu können. Damit – soviel sei vorweg genommen – kamen die Christdemokraten nicht durch. Und auch eine private Bildungseinrichtung wäre trotz der aus allen Nähten platzenden Grundschulen und leerer Kassen kein „Gamechanger“, wie sich am Ende der Debatte herausstellte.

„Ich bin sehr erstaunt, denn ich hatte bisher angenommen, dass man nur mit uns gesprochen hätte“, gab Schuldezernent Frank Gründken zu. Er bestätigte die Pläne für eine zweizügig geplante sogenannte Bekenntnisschule. Ein Antrag für die Gründung müsste bei der Bezirksregierung gestellt werden. „Sollte dieser erfolgreich sein, hätte es dennoch keine Auswirkung auf die städtische Schulentwicklungsplanung. Wir können zum Beispiel keine Kinder zwingen, auf diese Schule zu gehen. Außerdem gibt es dort ein ‚verkapptes Schulgeld‘. Ich hätte das im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung angesprochen“, so der Dezernent weiter.

Uta Leisentritt nannte mit Frank Wagner von der Christlichen Gemeinde Waldstraße dann auch die Person, die ebenfalls auf die CDU-Fraktion zugegangen sei. „Sie betreiben schon in Hamm eine Schule, die ausgezeichnet ist und Preise gewonnen hat“, ergänzte die Ratsherrin, war damit aber auf dem sprichwörtlichen Holzweg. Denn Wernes Schulamtsleiterin Kathrin Kötter korrigierte, dass sich die Gebrüder-Grimm-Grundschule in Bockum-Hövel, an der Frank Wagner Direktor ist, in Trägerschaft der Stadt Hamm befinden würde: „Das ist keine private Schule.“

SPD contra CDU: „Was kommt als nächstes?“

Die anwesende Kreis-Schulamtsdirektorin Bettina Riskop sprang der Verwaltung zur Seite und gab außerdem zu bedenken: „Privatschulen werden nicht automatisch mit Lehrpersonal durch das Land versorgt. Zudem ist die Umsetzung ein langer Prozess, der vom Antrag beginnend sich bis zu zwei Jahre hinziehen kann.“

Die SPD-Mitglieder schossen scharf in Richtung der CDU. Ulrich Höltmann meinte: „Toll, auf den ersten Blick sparen wir Geld. Doch wollen wir eine Privatschule schon im Grundschulbereich und damit die drohende Gefahr einer Zweiklassen-Gesellschaft. Zudem können wir es uns nicht erlauben, noch zwei Jahre zu warten.“ Parteigenosse Dirk Pohl verlangte ebenfalls eine Ab- und Zustimmung über bzw. zur Verwaltungsvorlage und sah möglicherweise ein „System“ der CDU, einen Beschluss abermals zu unterbinden. „Erst die Dependance, die nur Probleme schafft, jetzt die Privatschule. Was kommt als nächstes?“

Uta Leisentritt wehrte sich: „Das kommt ja nicht von uns. Man ist auf uns zugekommen.“ Sie bezeichnete Pohls Argumentation als „anrüchig“ und „totalen Quatsch“.

Dezernent Frank Gründken beendete die Debatte um eine private Grundschule: „In Bergkamen gibt es so eine Bekenntnisschule. Die meisten Schülerinnen und Schüler kommen von außerhalb. Und noch einmal: Wir als Stadt haben keine Karten in diesem Spiel, wir sind nicht beteiligt und werden nicht gehört.“

In der weiteren – nicht minder hitzig – geführten Diskussion ging es dann um die Verwaltungsvorlage, die „nachdrücklich eine Realisierung der Erweiterungspläne“ empfiehlt und der von der CDU ins Spiel gebrachten Dependance-Lösung unter Nutzung der ehemaligen Wienbredeschule eine Absage erteilt. Am Ende sorgte Bettina Riskop mit ihrem emotionalen Appell an die Politik für den entscheidenden Impuls.

Über den Ausgang der Debatte informiert WERNEplus in einem weiteren Bericht heute gegen 12 Uhr.

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