Samstag, Juli 19, 2025

Wie tröstendes Streicheln: William-Byrd-Ensemble singt geistliche Musik

Anzeige

Werne. Klar, artikuliert und ausgewogen, so präsentierte das William-Byrd-Ensemble am vergangenen Sonntag geistliche Chormusik aus der Spätrenaissance und dem Barock.

Der A-cappella-Chor aus Essen trat in der Konzertreihe der Stiftung Musica Sacra Westfalica in der St. Christophorus-Kirche auf. Liturgisch stand der Tag als vierter Fastensonntag unter der Losung „Laetare“: „Freuet euch“ – angesichts der Tatsache, dass die Fastenzeit nun zur Hälfte vorbei ist. Trost und zurückhaltende Zuversicht dürfen sein und wurden vom William-Byrd-Ensemble klangschön und kontemplativ zum Ausdruck gebracht. Orgelinterpretationen von Kantor Dr. Hans-Joachim Wensing sowie eine Begleitung von Dagmar Borowski-Wensing an der Orgel und Hartmut Reisiger an der Pauke fügten weitere Facetten hinzu.

- Advertisement -

Mit A-cappella-Motetten wurden die Zuhörerinnen und Zuhörer eingestimmt. Da fächerte sich das „Angelis suis“ von Manuel Cardoso (1566–1650) über einem langsamen Crescendo zu voller Pracht auf, äußerte sich Zuversicht in eindringlichem Forte, wenn es mit Giambattista Casali (1715–1792) hieß: „Scapulis suis obumbrabit tibi Dominus“ – „Mit seinen Schultern spendet der Herr dir Schatten“.

An der kleinen Orgel intonierte Kantor Dr. Hans-Joachim Wensing mit historischen Klangfarben. Foto: Schwarze
An der kleinen Orgel intonierte Kantor Dr. Hans-Joachim Wensing mit historischen Klangfarben. Foto: Schwarze

An anderer Stelle hielt das Ensemble den finalen Ton spannungsvoll in der Schwebe. In getragener Ruhe wurde das hymnische „Tu pauperum refugium“ von Josquin des Préz (um 1455–1521) aufgebaut, wobei jede Klangebene trennscharf herauszuhören war. Das Klagelied „Popule meus“ von Tomás Luis de Victoria (1548–1611) entfaltete sich in weit angelegten Melodiebögen, wie ein andächtiger Blick in eine sakrale Landschaft.

Die Konzertbesucher ließen sich von der meditativen Klangstimmung ergreifen. Foto: Schwarze
Die Konzertbesucher ließen sich von der meditativen Klangstimmung ergreifen. Foto: Schwarze

Bei der anschließenden „Suite pour l’orgue“ von Gaspard Corrette (1670–1730) zog Hans-Joachim Wensing an der kleinen Orgel Register, deren Klangfarben an historische Instrumente zum Leben erweckten, wie Schalmei oder Krummhorn. Auf letzteres bezog sich der vierte Satz des Orgelwerks konkret: „Basse de Cromhorne“. Beim „Duo“ dagegen setzte Wensing auf einen zarten Flötenton und eine sonore Zweitstimme, die sich auf gegenläufigen Melodielinien umspielten.

Hartmut Reisiger und Dagmar Borowski-Wensing unterstützten das Ensemble bei Purcells Trauermarsch. Foto: Schwarze
Hartmut Reisiger und Dagmar Borowski-Wensing unterstützten das Ensemble bei Purcells Trauermarsch. Foto: Schwarze

Mit präziser Phrasierung brachte der Chor danach die schlichte Eleganz der „Missa sine nomine“ seines Namensgebers William Byrd zum Ausdruck. Eine zurückhaltende Dynamik passte sich dem meditativen Duktus des Stücks an, trug zur sakralen Wirkung dieser Messvertonung bei. Sanfte Passagen umfingen die Konzertbesucher wie tröstendes Streicheln, das „Agnus Dei“ durchzog eine schmerzerfüllte Klarheit. Die Gänsehautmomente setzten sich mit der abschließenden „Music for the Funeral of Queen Mary“ von Henry Purcell fort. Leise, wie aus der Ferne, tropften Trommelschläge ins Kirchenschiff, dann brauste die Seifert-Orgel auf und übernahm das würdevolle Schreittempo: Hartmut Reisiger und Dagmar Borowski-Wensing hatten den Trauermarsch in Gang gesetzt. Die Gesangspartien zeichneten die filigranen Linien barocker Ornamentik nach. Noch einmal kam die durchhörbare Balance des Ensembles zum Tragen, die warmen, sonoren Männerstimmen und die lichten, klaren Frauenstimmen.

Anzeige

Weitere Artikel von Werne Plus

Zeltlager der Kolping- und Klosterjugend Werne ist gestartet

Werne. Am Montagmorgen (14.07.2025) um 8 Uhr war es endlich so weit: 55 Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis 15 Jahren haben...

Von Musicals bis Oldies: Kurkonzert mit „La musica di martino“

Werne. Im Rahmen der sommerlichen Musikreihe 2025 am Gradierwerk ist am kommenden Sonntag, 20. Juli, das Orchester „La musica di martino“ unter der Leitung...

„Ein Jahr voller Möglichkeiten“: FBS stellt neues Programm vor

Werne. Unter dem Motto „Ein Jahr voller Möglichkeiten“ lädt die Familienbildungsstätte (FBS) Werne alle Interessierten ein, das neue Programmjahr 2025/2026 zu entdecken. Mit bewährten...

„Bring‘ mich sicher nach Hause“- 1.000 Euro für die Martinsgesellschaft

Werne. Die Martinsgesellschaft Lenklar-Brederode e.V. startet mit großer Vorfreude und einem starken Signal für mehr Verkehrssicherheit in die Planungen des Martinsumzugs in diesem Jahr. Unter...