Bergkamen. Uta Dingebauer hat ihre Gesellenprüfung zur Fleischerin als Innungsbeste absolviert. Schon vor dieser im Neuland-Fleischvertrieb durchgeführten Ausbildung hat die junge Frau viel mit dem Berufsumfeld „Fleisch“ zu tun gehabt.
Die 28-Jährige stammt aus Castrop-Rauxel. Der dortige Hof der Eltern war 1989 einer der ersten Betriebe, der unter dem Namen Neuland Fleisch aus besonders artgerechter Tierhaltung verarbeitete. Die gelernte Landwirtin hat Agrarwirtschaft in Göttingen studiert und kam durch ein Praxissemester innerhalb des Studiums an den Sitz des Qualitätsfleischprogramms nach Bergkamen-Heil, der auch mit Fleisch vom Hof Dingebauer beliefert wird.
Dort war sie zunächst im Büro tätig. Um für alle möglichen Anforderungen der Zukunft vorbereitet zu sein, absolvierte die junge Frau bis zum Sommer noch eine Ausbildung zur Fleischerin im Zerlege- und Verarbeitungsbetrieb. Der erfolgreich beendeten Ausbildung lässt die junge Frau nun noch die Meisterausbildung in Kassel folgen, damit sie in einem Jahr den elterlichen Betrieb samt Hofladen übernehmen kann.
Lehre nach Masterarbeit
Bei der Ausbildung zur Fleischerin in der Berufsschule starteten mit Dingebauer eine Handvoll weiterer Frauen, am Ende machten nur zwei davon die Abschlussprüfung. Auch in Bergkamen sind Frauen in der Produktion eine absolute Seltenheit. Ausgemacht hat das der 28-Jährigen nichts. „Die haben sich schon alle sehr gewundert, dass ich mit 26 Jahren und nach der Masterarbeit noch eine Fleischer-Lehre angefangen habe“, schildert Dingebauer die Reaktionen aus dem Freundeskreis.
Körperlich sei die Arbeit des Zerlegens – ein halbes Schwein bringt etwa 50 Kilo auf die Waage – schon eine Herausforderung und ein großer Unterschied zum Job im Büro, gibt die 28-Jährige zu: „Aber man gewöhnt sich doch recht schnell daran.“
Aktionstag in Heil
In diesem Jahr konnte der Fleischer-Ausbildungsplatz nicht besetzt werden. „Es ist nicht gerade so, dass sich für diesen Beruf die Bewerbungen stapeln“, bedauert Mirco Purcel, Betriebsleiter Neuland West. Um das ein wenig zu ändern, öffnet der Zerlege- und Verarbeitungsbetrieb am Westenhellweg 110 am Sonntag, 24. September, von 11 bis 17 Uhr seine Türen zum Aktionstag.