Samstag, Juli 27, 2024

Großbäckerei will ins neu geplante Industriegebiet Nordlippestraße

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Werne. Die Großbäckerei Büsch mit Sitz in Kamp-Lintfort am Niederrhein möchte im geplanten Gewerbegebiet an der Nordlippestraße expandieren. Auf einem 50 000 Quadratmeter großen Grundstück soll ein Produktionsbetrieb entstehen, der ein neues Filialnetz im Münsterland, in Ostwestfalen und im östlichen Ruhrgebiet ermöglicht.

270 Fachkräfte sollen hier in der zweiten Ausbaustufe einen Arbeitsplatz finden. Baubeginn soll nach dem Wunsch des Unternehmens Ende 2023 sein, Anfang 2025 soll die „Backstube 2“, wie die Niederlassung firmenintern genannt wird, in Betrieb gehen. 40 Millionen Euro will die Bäckerei Büsch in den neuen Standort investieren.

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Das sind kurz zusammengefasst die Fakten, die Geschäftsführer Dirk Jonack am Freitag in einem Pressegespräch im Stadthaus präsentierte. Bürgermeister Lothar Christ, der neue Wirtschaftsförderer Matthias Stiller und die Vorsitzende des Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsförderungsausschusses, Uta Leisentritt, hatten Jonack und seine Pressesprecherin Sigrid Baum zu diesem Gespräch eingeladen.

Baubeginn soll nach dem Wunsch des Unternehmens Ende 2023 sein. Hier ist ein erster Architektenentwurf zu sehen.

Ein ungewöhnlicher Schritt, wie Lothar Christ betonte: „Nomalerweise stellen wir Unternehmen erst vor, wenn die Tinte unter dem Ansiedlungsvertrag trocken ist.“ In Anbetracht der Bürgerproteste und der seit Monaten schwelenden Diskussion über den Kooperationsstandort des Regionalverbandes Ruhrgebiet am nördlichen Ortseingang habe man sich aber dazu entschieden, frühzeitig zu informieren. Christ geht dabei vor allem auf die Behauptung der Gegner ein, mit der Entscheidung für die Entwicklung der 30 Hektar großen Fläche nördlich der Nordlippestraße öffne die Stadt die Türen für umweltschädliche Industriebetriebe. „Eine Schwerindustrie mit hohen, rauchenden Schornsteinen wollen wir auch in Zukunft nicht haben“, sagte Christ. Der Handwerksbetrieb Büsch sei ein gutes Beispiel dafür, welche Unternehmen für das neue Gewerbegebiet infrage kommen.

Die Gespräche mit der Bäckerei Büsch laufen laut Christ schon seit Monaten und bei einem Ortstermin in Kamp Lintfort habe Gelegenheit bestanden, sich selbst ein Bild von der Philosophie und von der Nachhaltigkeit des Unternehmens zu machen. „Man kann sagen, die Chemie zwischen der Stadt Werne und der Bäckerei Büsch stimmt“, sagte Christ. Man werde alles dafür tun, um das Unternehmen nach Werne zu holen. Auch die Fraktionen im Stadtrat hätten unisono betont, dass es sich bei der Bäckerei Büsch um eine hochwertige Ansiedlung handelt, ergänzte Uta Leisentritt. „Das Unternehmen passt zu Werne“, so die Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses.

Der 1987 von Bäckermeister Norbert Büsch gegründete Handwerksbetrieb betreibt in Kamp-Lintfort eine Bäckerei, in der 500 überwiegend ausgebildete Mitarbeiter beschäftigt sind, die derzeit 200 eigene Filialen in der weiteren Region mit frischen Backwaren beliefern. Insgesamt beschäftige das Unternehmen in der Produktion und den Geschäften 2750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und lege großen Wert auf die Ausbildung eigener Nachwuchskräfte, sagte Dirk Jonack bei der Präsentation. „Wir verstehen uns als Handwerksbäckerei mit einem hohen Qualitätsanspruch“. Künstliche Backzutaten seien tabu, im Betrieb seien gut ausgebildete Fachkräfte im Einsatz, die nach alter Tradition die Produkte herstellen. Das Unternehmen setze auf seine bewährten Erfolgsfaktoren: höchste handwerkliche Qualität, gut ausgebildetes Personal und Individualität beim Ladenbau.

Für die Produktion werden 270 Fachkräfte benötigt

Weil die Bäckerei seit Jahren überdurchschnittlich wächst, seien am Stammsitz Kamp-Lintfort die Kapazitäten ausgeschöpft. Eine Erweiterung am Ort sei nicht möglich, deshalb habe man sich für einen zweiten Standort entschieden. Werne sei aufgrund seiner Lage ideal, weil weitere Filialen im Münsterland, in Ostwestfalen und im östlichen Ruhrgebiet geplant seien. 40 neue Geschäfte könnten im ersten Bauabschnitt von Werne aus beliefert werden, dafür würden zunächst rund 90 Mitarbeiter benötigt. In der zweiten Ausbaustufe, die für 2030 terminiert sei, seien 125 Filialen das Ziel. Für die Produktion würden dann insgesamt 270 Fachkräfte benötigt. Geplant sei ein 24-Stunden-Betrieb an sieben Tagen in der Woche, um tagesfrische Produkte herzustellen.

40 Millionen Euro will die Bäckerei Büsch in den neuen Standort investieren. Foto: Büsch

Die hohen Anforderungen an den Klima- und Umweltschutz am Standort in Werne entsprechen laut Jonack der Unternehmensphilosophie. Diese würden schon beim Bau der Gebäude berücksichtigt. Jonack stellte einen Architektenentwurf für den ersten Bauabschnitt vor, der ein rund 14 000 Quadratmeter großes, weiß verklinkertes Gebäude zeigt, das eine Höhe von ca. zehn Meter hat. Bestandteil sei eine gläserne Backstube. Besucher könnten in einem Café die Backwaren genießen und auf einer Galerie einen Einblick in die Produktion nehmen 12 000 Quadratmeter befestigte Fläche seien geplant, 6000 Quadratmeter Fläche seien für eine Begrünung vorgesehen. Weitere 18 000 Quadratmeter stehen laut Jonack für die spätere Erweiterung zur Verfügung.

„Wir werden unserer Verantwortung als zukunftsorientiertes und umweltbewusstes Unternehmen gerecht werden“, versprach der Geschäftsführer. Für dieses Ziel sei Büsch unter anderem seit zwei Jahren mit der Effizienz-Agentur NRW und weiteren Beratungsstellen des Landes in Gesprächen. Schließlich plane Büsch nicht weniger als die modernste und nachhaltigste Backstube Deutschlands. Selbstverständlich werde in Werne auch ausgebildet. Beginnen werde man zunächst mit vier Azubis, 2030 sollen dann schon 14 junge Leute in den Bereichen Bäcker/in, Konditor/in, Berufskraftfahrer/in, Mechatroniker/in und Fachverkäufer/in ausgebildet werden.

Allein durch die Logistik könne ein erheblicher Beitrag zum Umweltschutz beigetragen werden, sagte Jonack. Denn durch den neuen Betrieb in Werne könnten jährlich rund eine Million Lkw-Kilometer eingespart und ca. 18 000 Rhein-Überquerungen vermieden werden.

Bäckerei Büsch hat keinen Plan B in der Tasche

Der neue Wirtschaftsförderer Matthias Stiller, der die Gespräche mit dem Unternehmen fortführen wird, zeigte sich beeindruckt. „Das Unternehmen setzt hohe Maßstäbe bei Ausbildung und Personalentwicklung. Auf einer rund fünf Hektar großen Fläche sollen mittelfristig 270 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstehen, das sind 60 Arbeitsplätze pro Hektar und damit doppelt so viele, wie für eine Ansiedlung seitens der Stadt gefordert.“

Während die Stadtverwaltung und die Bäckerei Büsch ihre Pläne vorantreiben, läuft der Protest der Bürgerinitiative gegen den neuen Gewerbestandort weiter. Derzeit werden Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen die Entwicklung der Fläche an der Nordlippestraße als Gewerbe- und Industriegebiet gesammelt. Sollte das Gewerbegebiet im weiteren Verfahren scheitern, hat die Bäckerei Büsch zunächst keinen Plan B in der Tasche. Denn ein geeignetes Grundstück zu finden, sei schwierig. „Dann müssen wir auf die Expansion verzichten“, sagte Geschäftsführer Dirk Jonack.

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