Werne. „Gleich die wichtigste Frage am Anfang: Ist die Erweiterung erforderlich?“ So begann Adelheid Hauschopp-Francke ihren Vortrag zu den Expansionsplänen der RCS-Unternehmensgruppe an der Capeller Straße im jüngsten Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung – und schob die Antwort gleich hinterher: „Ja!“
Dass die Recycling-Firma für die Sicherung und weitere Entwicklung an ihrem
Standort an der Capeller Straße 147 die Bereitstellung zusätzlicher, gewerblich nutzbarer
Flächen im räumlichen Zusammenhang mit den bestehenden Betriebsflächen benötigt, stand für alle Ausschussmitglieder außer Frage. Einstimmig wurde die Verwaltung am Ende des Tagesordnungspunktes beauftragt, auf der Grundlage des vorgestellten Vorhabens die Beschlüsse zur Einleitung der erforderlichen Planverfahren vorzubereiten.
Uneinigkeit herrschte zwischen der CDU-Frakion und Adelheid Hauschopp-Francke zuvor über die Dauer ihres Vortrags, der sich weniger mit der eigentlichen Erweiterung, als vielmehr mit dem Profil der RCS-Unternehmensgruppe („Wir machen Ihren Dreck weg!“) beschäftigte. Die anderen Parteien zeigten Verständnis für Hauschopp-Francke, die sich als sachkundige Bürgerin für die SPD im Vorfeld der Sitzung selbst für befangen erklärt hatte.
Sie meinte: „Wir versiegeln 6,5 Hektar landwirtschaftliche Fläche. Wir müssen den Bürgerinnen und Bürgern erklären, warum das notwendig ist, damit wir nicht durch’s Dorf getrieben werden.“ Das war eine durchaus nachvollziehbare Argumentation, denn im Zuschauerraum saßen nicht nur Presse und Anwohner, sondern auch Vertreter/innen der Bürgerinitiave Industriegebiet Nordlippestraße, kurz BIN, – bekanntlich ein ernstzunehmender „Gegner“ für Politik und Verwaltung, wenn es um eine geplante Flächenversiegelung geht.

Christoph Schade (Bündnis 90/Die Grünen) bestätigte die Notwendigkeit, auf die Relevanz des Unternehmens für die Klimawende (u.a. Herstellung der wichtigen Sekundärrohstoffe) hinzuweisen. Er sei vor der Frakionssitzung noch nicht überzeugt gewesen. Nun sei er für die Erweiterung. Parteikollege Maximilian Falkenberg sei es ebenfalls wichtig, heimischen Unternehmen die Möglichkeit zur Erweiterung zu geben.
Zuvor hatte Markus Rusche (CDU) den Vortrag unterbrochen und um Kürzung gebeten. Adelheid Hauschopp-Francke empfand das Verhalten der CDU als „nicht akzeptabel“. Schließlich sei man hier in einem Ausschuss zur Förderung der heimischen Wirtschaft. Der Ausschussvorsitzenden Uta Leisentritt (CDU) platzte der Kragen: „Jetzt reicht es aber mal! Das ist übertrieben.“ Sie betonte, wie sehr man die RCS-Unternehmensgruppe und ihre Arbeit schätze, verwies aber auf die fortgeschrittene Zeit. Die Christdemokration hatte mitgestoppt: „Sie reden jetzt schon über 40 Minuten.“ Hauschopp-Francke konterte und kritisierte, dass die Tagesordnung für eine Sitzung zu üppig gewesen sei.
Artur Reichert (FDP) mahnte – ein paar Sticheleien auf beiden Seiten weiter – zu mehr Sachlichkeit, was auch bei der UWW und SPD Zustimmung fand. Schließlich konnte Adelheid Hauschopp-Francke ihren Vortrag – leicht gekürzt – zu Ende bringen. Sie hatte dann auch das letzte Wort: „Dass der Nachbar die Erweiterung nicht lustig findet, dafür habe ich Verständnis. Aber wir müssen gemeinsam eine Regelung finden.“