Freitag, Oktober 11, 2024

„Der Aufstieg ist nicht das Ziel“: Lars Müller (WSC) im Interview

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Werne. Mit der ersten Pflichtaufgabe im Kreispokal am 22. August gegen den B-Ligisten Birati Club in Münster wird es ernst für den Fußball-Landesligisten Werner SC. Eine Woche später, am 29. August, startet die Meisterschaftsrunde mit dem Heimspiel gegen Vorwärts Wettringen. Seit dem 1. Juli 2017 trainiert der 45 Jahre alte Ex-Bundesliga-Profi Lars Müller (u.a. 116 Spiele für Borussia Dortmund und 1. FC Nürnberg) die Mannschaft. Vielversprechend verlief die vergangene Saison, die allerdings wegen der Pandemie abgebrochen wurde. Da war der WSC Spitzenreiter. Was ist in der Spielzeit 2021/22 drin für den Werner Club? Ist die Westfalenliga ein realistisches Ziel?

Der WSC spielte eine starke Saison 2019/20 und lag nach sechs Spieltagen an der Tabellenspitze. Dann wurden die Spiele aufgrund der Corona-Bestimmungen eingestellt, die Meisterschaft ohne Ergebnis annulliert. War das ein Rückschlag für den WSC?

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Die letzten beiden Spielzeiten waren schade. Als vor eineinhalb Jahren wegen Corona abgebrochen und hochgerechnet wurde, fehlte uns ein Punkt zum Aufstieg. Ob das gut für den Verein gewesen wäre, bleibt dahingestellt. Im vergangenen Jahr wurde die Saison nach sechs Spieltagen komplett abgebrochen. Wir haben es zweimal eigentlich ganz ordentlich gemacht, und nicht die Chance gehabt, es zu beenden. Ich möchte einfach mal eine Saison wieder zu Ende spielen.   

Die Leistungen in den vergangenen beiden Jahren lassen auf ähnlich gutes Abschneiden in der kommenden Saison hoffen. Sind Sie zufrieden mit der Vorbereitung?       

Nein! Wir haben in den Testspielen noch nicht so viel gut gemacht. Trotzdem gehe ich zuversichtlich in die Saison, weil ich die Jungs kenne. Und auch die Neuzugänge kann ich inzwischen einschätzen. Meine Zuversicht basiert allerdings nicht auf den Vorbereitungsspielen.   

Für welche Art von Fußball stehen Sie?

Grundsätzlich wollen wir natürlich offensiv spielen. Das fängt ja mit einer stabilen Defensive an. In Summe steht nach den Vorbereitungsspielen das Ergebnis, dass wir zu viele Gegentore kassieren. Doch entscheidend ist die aktuelle Form am 29. August.  

Wie hat sich der Spielerkader verändert? Wer kam, wer ging?

Ersatz suchen mussten wir für Jawad Foroghi. Neu gekommen sind Ramazan Korkut im Sturm, Tim Neugebauer fürs Mittelfeld oder als Sechser sowie Camille Dadal und Deniz Sönmez aus der Jugend. Unterm Strich haben wir eine sehr junge Mannschaft mit großem Potenzial.

Was ist drin in dieser Spielzeit für den WSC? 

Schon in den vergangenen Monaten hatten wir die Qualität in Kader, um jeden schlagen zu können. Was uns ein bisschen fehlte, war die Konstanz in der Leistung. Der Kader ist mittlerweile breiter geworden. Das Potenzial ist da, um oben mitspielen zu können, allerdings gibt es in der Liga Mannschaften, die andere Ambitionen haben und viel mehr investieren. Der Aufstieg ist für uns nicht das Ziel und auch nicht realistisch. 

Lars Müller, Trainer des Landesligisten Werner SC 2000. Foto: Jörg Stengl

Der WSC fristet ein jämmerliches Dasein am Bahndamm. Schon für die Landesliga-Verhältnisse ist die Sportanlage im Lindert unzureichend. Was muss sich ändern, um weiter erfolgreich zu sein?

Ich finde es einfach schade, dass wir keine Möglichkeit haben, auf einem für Fußballer geeigneten Kunstrasen zu spielen. Es stehen nur zwei Kabinen zur Verfügung, wir haben keine Zuschauertribüne. Viele sagen scherzhaft: Es gibt kein passendes Wetter, um beim Werner SC ein Fußballspiel gucken zu können. Entweder stehst du im Wind, im Regen oder in der prallen Sonne. Das ist einfach zu wenig für eine Stadt wie Werne. 

Ich bin jetzt im fünften Jahr hier und weiß, dass Prozesse Zeit brauchen. Doch einer muss anfangen. Der Hauptverein muss eine Entscheidung treffen, die Stadt ihre Unterstützung zusagen und Sponsoren sagen, wir machen das jetzt. Ich würde gerne ein Foto sehen mit dem Bürgermeister und dem Vorstand beim ersten Spatenstich für irgendetwas.

Sie haben einmal in einem Gespräch mit einem bekannten Werner Fußballexperten gesagt, Trainer einer unterklassigen Mannschaft seien vor zu viele Probleme gestellt, weil vieles fehlt, was im Profibereich selbstverständlich ist. Dennoch sind Sie Trainer beim WSC. Haben Sie Ihre Meinung geändert?

Ich sehe das immer noch so. Es gibt im Amateurbereich einfach Dinge, die es im Profibereich nicht gibt. Bereitschaft, Technik, Talent, Spielübersicht sind nicht vergleichbar. Das weiß ich und akzeptiere ich. Bei den Amateuren darf schließlich auch der Spaß nicht zu kurz kommen. 

222 Millionen Ablösesumme für Neymar, der Versuch zur Einrichtung einer Super League für eine noch bessere Vermarktung der Spitzenclubs, die von Bestechung und Korruption begleitete Vergabe der Fußball-WM nach Katar – der Fußball ist zum rücksichtslosen Geschäft geworden. Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?

Die Kommerzialisierung des Fußballs hat Dimensionen angenommen, die keiner mehr nachvollziehen kann. Dennoch glaube ich, dass die Stadien immer noch voll sein werden. Das größere Problem ist allerdings die Corona-Pandemie. Fußball ohne Fans und Stimmung im Stadion will keiner. Sind Zuschauer wieder erlaubt, gehen auch die Fans wieder zu den Spielen in die Stadien. Da wird der HSV-Fan auch weiterhin von Hamm nach Hamburg ins Stadion fahren, eine Bratwurst essen und sich ein Trikot seines Vereins kaufen.  

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