Werne/Rom. Die Tischtennis-Weltmeisterschaft der Senioren in Rom endete mit einer großen Überraschung für die Sportler aus Werne. Die Brüder Axel und Martin Brocke gewannen die Trostrunde und damit die „kleine Goldmedaille“.
Die Brüder konnten in diesem Jahr Rom im Doppel erstmals zusammen in der 65er-Klasse starten, da Martin Brocke in diesem Jahr noch seinen 65. Geburtstag feiert. Die Gruppenspiele begannen für Axel und Martin Brocke dann auch recht verheißungsvoll mit dem Gewinn des ersten Satzes gegen die chinesische Paarung Xu/Zheng (11:7). Doch die Chinesen steigerten sich in den nächsten Sätzen und hatten am Ende mit zwei knappen 11:9-Satzerfolgen und einem 11:7 in Durchgang 4 das bessere Ende für sich.
Um sich für die Hauprunde zu qualifizieren war somit ein Sieg im zweiten Gruppenspiel Pflicht. Gegen zwei durchaus starke Finnen Bäckman/Tolvanen gelang den beiden TTClern dann auch der angestrebte 3:1-Erfolg. Im dritten Gruppenspiel galt es nun, gegen die mit zwei Siegen gestarteten Chilenen Lizana/Silva – bei den olympischen Spielen in Paris übrigens die Betreuer der chilenischen Tischtennis-Nationalmannschaft – zu gewinnen, um nicht in die Trostrunde abzusteigen. Das gelang aber trotz 4:0-Führung im ersten und 8:4-Führung im zweiten Satz nicht, und so belegten Axel und Martin Brocke nach der 0:3-Niederlage im dritten Vorrundenspiel lediglich Gruppenplatz drei.
Also ging es nun doch in der Trostrunde weiter. Hier hatten die insgesamt 125 Dritt- und Viertplatzierten der insgesamt 66 Gruppen in einem K.o.-Feld die Möglichkeit, den Sieger der sogenannten „Consolation“ zu ermitteln. Nach ihrem Freilos in der ersten Runde traf das heimische Duo vom TTC Werne in der Runde der letzten 64 auf die Franzosen Montagnon/Taboulot und in der Runde der letzten 32 auf die deutsche Paarung Rech/Schumacher. Gegen beide Kontrahenten gelangen glatte 3:0-Erfolge.

Fortgesetzt wurde die „Consolation“ nun mit den Achtelfinalspielen am Samstag, also am vorletzten WM-Spieltag, für den sich weder Axel noch Martin Brocke bisher jemals qualifizieren konnten. Und die Qualität der nun verbliebenen insgesamt 16 Doppel nahm erwartungsgemäß von Spiel zu Spiel zu. Jetzt galt es also, das bestmögliche Tischtennis gegen die unterschiedlichsten Spielertypen zu spielen.
Die beiden Spanier Garrel/Maldonado Exposito boten den Brocke-Brüdern im Achtelfinale lange Paroli. Vier hauchdünne Entscheidungen in den ersten vier Sätzen belegen dies eindrücklich. In Durchgang fünf erwischten die TTCler zunächst mit 2:4 einen schwachen Start, ließen danach aber mit neun Punkten in Serie nichts mehr anbrennen und beendeten ihr erstes K.o.-Match mit 11:4 im Entscheidungssatz. Das Viertelfinale war also erreicht.
Hier waren die beiden Polen Raptis/Zbylut Gegner der TTC-Akteure. Hochkonzentriert gewannen sie alle drei Sätze äußerst knapp, davon zweimal in der Verlängerung (11:8, 12:10, 12:10). Nächste Gegner in der Runde der noch verbliebenen vier Doppel waren die beiden Italiener Angiolella/Nobile, die als Lokalmatadoren eine große Fangemeinde hinter der Box versammelt hatten. Nach einem verheißungsvollen Beginn mit zwei sehr deutlichen Satzgewinnen (11:2, 11:5) konnte das Werner Doppel das Niveau in den beiden nächsten Sätzen aber nicht halten und unterlag zweimal knapp mit 9:11. Es ging nach dem Achtelfinale nun also zum zweiten Mal an diesem Tag in den entscheidenden fünften Satz. Und in dem setzte sich die schlechte Performance zunächst fort, sodass sich die Italiener beim Stand von 10:7 drei Matchbälle erkämpfen konnten. Axel und Martin Brocke stemmten sich aber gegen die drohende Niederlage und glichen zum 10:10 aus. Beim Stand von 11:11 hatten sie dann das Glück der Tüchtigen, denn zwei „Nasse“ (ein Netz- und ein Kantenball) beendeten das Halbfinalmatch zu ihren Gunsten.
Womit man nie hatte rechnen können, war nun erreicht: Das Endspiel des Consolation-Wettbewerbs bei der Senioren-Weltmeisterschaft – und zwar bei der Weltmeisterschaft mit der Rekordbeteiligung von letztendlich fast 6.000 Spielerinnen und Spielern. Kontrahenten im Endspiel war das türkisch-australische Doppel Ferit Atabey/Neil Boulos, eine Zufallspaarung, die erst mit dem Beginn der Doppelkonkurrenz zusammengestellt worden war. Größte Vorsicht war also geboten. Aber zum achten Mal in ihrem insgesamt neunten Doppel bei dieser WM gelang der Gewinn des ersten Satzes (11:8), was natürlich ein großes Maß an Sicherheit und Selbstvertrauen für den weiteren Spielverlauf verleiht. Durchgang zwei ging dann zwar verloren, weil die überraschenden Angriffsbälle von Atabey/Boulot zu oft ihr Ziel fanden. Zwei knappe Satzgewinne (11:9, 13:11) machten danach aber den sensationellen Erfolg von Axel und Martin Brocke im Consolation-Finale von Rom perfekt, die sich danach über die Verleihung der „kleinen Goldmedaille“ freuen konnten.
Insgesamt ging damit eine tolle Tischtennis-Senioren-WM zu Ende, die Lust auf Mehr macht. Sollte nichts dazwischen kommen, wird es auch bei der Europameisterschaft 2025 im serbischen Novi Sad und bei der Weltmeisterschaft 2026 im südkoreanischen Gangneung wieder eine kleine Abordnung aus Werne und Umgebung geben.

Thomas Gerstmann
Die Nr. 1 des TTC Bergkamen-Rünthe, Thomas Gerstmann, erwischte im Einzel der 55er-Klasse eine starke Gruppe, in der er am Ende mit 1:2 Siegen einen unglücklichen letzten Platz belegte. In seinem ersten Gruppenspiel traf er sofort auf den späteren Gruppensieger aus Polen, gegen den er einen 2:1-Satzvorsprung und eine hohe Führung im Entscheidungssatz nicht ins Ziel retten konnte. Nach der 1:3-Niederlage im zweiten Gruppenspiel waren die Chancen auf das Erreichen der Hauptrunde bereits auf ein Minimum gesunken, woran auch der knappe 3:2-Erfolg im letzten Gruppenspiel nichts mehr ändern konnte.
Drei Tage nach den Gruppenspielen im Einzel ging es für Gerstmann also in der Trostrunde weiter. Nach Siegen gegen den Italiener Rebecchi und den Franzosen Diaz war für ihn in der Runde der letzten 64 gegen den Ungarn István Horváth Endstation, dem er nach 2:1-Führung mit 8:11 im Entscheidungssatz unterlag. Der Ungar gewann am Ende übrigens den Einzelwettbewerb der sogenannten „Consolation“.
Alfons Högemann
Alfons Högemann, Urgestein des TuS Ascheberg, doch im Seniorenbereich für den TTC Werne spielberechtigt, war in den Gruppenspielen durchaus nicht chancenlos, konnte er doch in allen drei Matches mindestens einen Satz gewinnen. In den entscheidenden Momenten fehlte ihm allerdings leider ein Quentchen Glück. Insbesondere bei seiner Fünfsatzniederlage gegen den Spanier Playà García brachte ihn bei eigenem 2:1-Satzvorsprung ein durch den spanischen Betreuer in Durchgang 4 eigentlich viel zu spät genommenes genommenes, aber vom indischen Schiedsrichter nicht unterbundenes Time-out völlig aus dem Konzept. In der Trostrunde kam danach für den viertplatzierten Högemann gegen den Ukrainer Demko das endgültige Aus.
Wolfgang Heise
Wolfgang Heise, in der kommenden Saison die Nr. 5 der 1. Mannschaft des TTC Werne, war verletzungsbedingt ein wenig angeschlagen. Nach drei Niederlagen in den Gruppenspielen schied er in der Trostrunde gegen den Schweden Hansson aus.

Senioren-65-Doppel: Wolfgang Heise/Helmut Schlüter
Wolfgang Heise aus der 1. Mannschaft des TTC Werne startete in Rom zusammen mit Helmut Schlüter vom Kieler TTK Grün-Weiß in der Doppelkonkurrenz. Die Gruppenspiele begannen auch sehr verheißungsvoll mit einem glatten 3:0-Erfolg über die beiden Inder Nair/Prasadbhai. Nach einer deutlichen Niederlage gegen die beiden Norweger Grahl-Madsen/Solheim würde ein Sieg im letzten Gruppenspiel die Qualifikation für die Hauptrunde bedeuten. Die chinesisch-koreanische Paarung Wang/No, die ebenso wie das Doppel Heise/Schlüter bisher ein Spiel gewonnen und eines verloren hatte, hatte am Ende aber mit 12:10 im Entscheidungssatz das bessere Ende für sich.
Somit ging es für die Gruppendritten aus Werne und Kiel in der Trostrunde weiter. In der Runde der letzten 128 besiegten sie die beiden Griechen Apostolu/Mamatas mit 3:0, kamen danach eine Runde kampflos weiter, da zur angesetzten Anschlagzeit keine Gegner am Tisch erschienen sind, und schieden schließlich im Sechzehntelfinale gegen das spanische Doppel Melendo Agualdo/Tuset Nualart endgültig aus dem WM-Turnier aus.
Senioren-55-Doppel: Thomas Gerstmann/Olaf Dathe
In der Vorrundengruppe 18 der Doppelkonkurrenz der Senioren 55 trafen Thomas Gerstmann und sein Doppelpartner Olaf Dathe vom thüringischen Club Post SV Telekom Oschatz, ein ehemaliger Zweitliga-Spieler, auf ein italienisches, ein russisch-kanadisches und ein französisches Duo.
Das erste Spiel des deutschen Doppels war das Match gegen die Italiener Allessandrini/Belardinelli, das sie in vier knappen Sätzen mit 3:1 für sich entschieden. Das zweite Gruppenspiel war dann vorentscheidend im Kampf um den Gruppensieg. Und hier konnten sich Olaf Dathe und Thomas Gerstmann nach tollem Kampf ein wenig überraschend mit 12:10 im Entscheidungssatz durchsetzen. Im letzten Spiel gab es noch einen deutlichen Erfolg gegen die beiden Franzosen de Sousa/Diaz.
Durch ihren Gruppensieg hatten Gerstmann/Dathe im 256er-Hauptfeld ein Freilos. Sie griffen erst im Feld der letzten 128 Doppel wieder ins Geschehen ein. Das schwedische Doppel Bergström/Lindberg wurde in drei Sätzen, die alle in die Verlängerung gingen, aus dem Turnier geworfen. Und auch das eigentlich viel klarere 3:1 in der Runde der letzten 64 gegen die Franzosen Bilous/Comte stellte die deutsche Paarung vor keine größeren Probleme.
Das Ende kam aber dann eine Runde später, also im Sechzehntelfinale. Gegen die Europameister im Senioren-55-Doppel von Rimini 2021, den Deutschen Peter Beranek und den Dänen Mogens Sonnichsen, kassierten Gerstmann/Dathe nach gutem Spiel eine Dreisatzniederlage. Thomas Gerstmann und Olaf Dathe haben aber allen Grund, auf Platz 17 bei den Welttitelkämpfen sehr stolz zu sein.
Senioren-60-Doppel: Alfons Högemann/Martin Bernhard
Alfons Högemann (TuS Ascheberg/TTC Werne) ging zusammen mit seinem Stamm-Doppelpartner Martin Bernhard vom Olympischen SC Berlin an die Platten. Erstmals hatten Högemann und Bernhard bei den Senioren-Weltmeisterschaften 2010 im chinesischen Hohhot als zufällig zusammengestelltes Doppel für Furore gesorgt, wo sie in der Senioren-50-Konkurrenz bis ins Halbfinale der Consolation vordringen konnten.
Da Högemanns Doppelpartner im Einzel noch bei den Senioren 60 starten muss, musste auch der Ascheberger im Doppel die Klasse wechseln, denn im Einzel durfte er noch bei den 70- bis 74-Jährigen auflaufen. In den ersten beiden Gruppenspielen waren die beiden gegen ein kanadisches und ein ungarisch-schwedisches Doppel chancenlos. Im letzten Gruppenspiel hatten sie eine Gewinnchance, doch leider verloren sie nach knapp gewonnenem ersten Satz den zweiten Satz ebenso knapp mit 9:11. Danach verloren sie den Faden aber komplett, sodass sie am Ende auch ihr drittes Vorrundenmatch abgaben und sich in der Trostrunde wiederfanden.
Gegen die beiden Franzosen Bernard/Meynial reichte es aber leider ebenfalls nur zu einem Satzgewinn, sodass Alfons Högemann sich ab sofort ganz der Aufgabe als Betreuer der letzten im Turnier verbliebenen Akteure der kleinen Werner Delegation widmen konnte.