Dienstag, Dezember 2, 2025

Wenn Spielgeräte Barrieren schaffen

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Werne. Anika Hilsmann ist mit ihren Kindern auf einem Spielplatz. Am Drehkarussell, auf dem ihre Zwillinge toben, fragt eins: „Was ist das für ein Bügel?“. Auch Hilsmann kann es erst nicht richtig zuordnen. Eine Metallstange und etwa zwei Quadratmeter große Fläche zieren eine Seite des Karussells. Nach einigen Überlegungen wird klar: Es handelt sich um ein behindertengerechtes Spielgerät vor dem Wartebereich der Klinik in Unna-Königsborn.

„Mein Mann und ich haben dann überlegt: Gibt es in Werne überhaupt einen Spielplatz für Gehbehinderte? Und schnell sind wir zu dem Entschluss gekommen – nein“, sagt Hilsmann. Barrierefrei – das seien so gut wie alle Spielplätze, Kitas und Schulen. Das heiße aber noch lange nicht, dass die Anlagen auch behindertengerecht sind. „Es gibt keine Schaukeln, Buddelkisten oder Spielgeräte, die für gehbehinderte Kinder infrage kommen. Sie können den Spielplatz zwar betreten, müssen sonst aber nur zuschauen, wie die anderen Kinder toben“, sagt die 39-Jährige. Hilsmann selbst ist nicht von dem Problem betroffen, auch ihre Zwillinge nicht. Dass es Kinder gibt, die durch mangelnde Spieleräte nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, nimmt sie trotzdem mit. „Sie fühlen sich so schon ausgeschlossen, da muss man nicht noch mehr Ausgrenzung schaffen“, ist sich die gebürtige Wernerin sicher.

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Hilsmann wandte sich an alle Parteien mit der Bitte, das Thema aufzugreifen. Nur ein alter Bekannter von der Linken meldete sich zurück und sagte, er wolle das Thema angehen. Auch dem Bürgermeister Lothar Christ habe Hilsmann geschrieben. Christ halte das Thema ebenfalls für wichtig und will es in der nächsten Ratssitzung ansprechen. Er habe Hilsmann auch gebeten, einige Beispielstädte zu nennen, in denen es solche Spielgeräte gibt. „Ich musste ewig lange im Internet suchen, bis ich überhaupt etwas gefunden habe. In Kiel oder Nordkirchen gibt es welche“, so Hilsmann. Diese grenzen aber oft an spezielle Kliniken an und seien nicht immer öffentlich.

„Es geht ja nicht nur um die Kinder. Auch ältere Besucher mit Rollator oder Behinderung wollen womöglich mit ihren Enkeln auf den Spielplatz“, sagt Hilsmann. Die Anfahrt zu den einzelnen Spielgeräten mit einem Rollstuhl sei oft durch Kies oder unebene Wiesen nicht möglich.

Dass die behindertengerechten Spielgeräte wesentlich teurer sind als herkömmliche Geräte, ist Hilsmann durchaus bewusst. Aber gerade bei Institutionen, die sich behindertengerecht und integrativ nennen, seien geeignete Spielflächen sehr wichtig. Auf die Frage, ob in der Stadt überhaupt Bedarf an solchen Spielgeräten besteht, hat die Wernerin eine klare Antwort: „Und wenn nur ein gehbehindertes Kind am Ende ein passendes Spielgerät hat – das reicht schon aus“.

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