Herbern/Werne. Sie gehört zum Werner Stadtbild wie der Dom zu Köln oder der Eiffelturm zu Paris. Aber ihren genauen Ursprung kennt kaum jemand. Die Rede ist von der Horne, jenem Bach, der von Herbern her an der Innenstadt vorbei und um den Stadtsee herum nach insgesamt nach 12,6 Kilometern in die Lippe mündet.
So steht es jedenfalls im Online-Lexikon Wikipedia. Auch der Ursprung, also die Quelle, ist angegeben: Mayknapp in Herbern auf 111,1 Meter Höhe. Damit sollte die Ursprungsfrage eigentlich geklärt sein, jedenfalls theoretisch. Doch in der Praxis ist der Sachverhalt viel komplizierter.
Im ebenfalls zu Herbern gehörenden Ortsteil Horn gibt es eine besonders bei Radfahrern geschätzte Raststelle „Horne-Quellen“. Einige schattenspendende Bäume, zwei normale Sitzbänke und eine Sitzbank mit einem Tischchen laden zur Unterbrechung der Radtour ein.
Doch wo bitte ist die Quelle? Aus zwei Öffnungen am Hang fließt zwar Wasser in den Bach. Aber der Bachlauf ist schon da. Er kommt aus Richtung Autobahn. An dieser Stelle kann die Horne-Quelle also nicht sein. Also weiter auf den Mayknapp in Herbern. Doch die befragten Spaziergänger können auch nicht weiterhelfen. Keiner kennt die Quelle. Dafür gibt es aber mehrfach den Hinweis auf die eben beschriebene Raststelle in Horn.
Zum Glück gibt es in Herbern den Heimatverein und in seinen Mitgliederreihen Lambert Feldhaus. Der 76 Jahre alte ehemalige Klempner und Installateur kennt alle Bäche auf seiner Heimatgemarkung, als ob sie in seiner eigenen Jackentasche flössen. Feldhaus: „Die Horne hat keinen normalen Quelltopf. Sie speist sich aus einigen Wasserläufen, die den Mayknapp durchziehen.“
Deshalb sei der Plural „Horne-Quellen“ für den Fremden zwar verwirrend, aber sachlich durchaus richtig. Der passionierte Bachläufer bedauert, dass der Heimatverein Herbern keine entsprechende Informationstafel installiert hat.
Es gibt auf dem Mayknapp, allerdings auf einem bäuerlichen Privatgelände, die erste von mehreren Wasserstellen, aus denen sich die Horne auf ihrem Ursprungskilometer speist. Der Herbener berichtet: „Ich weiß das, weil ich bei der Feuerwehr war. Wir haben vor einigen Jahren an dieser Stelle den Wasserfluss zu einem kleinen Teich vergrößert, der seither als Löschteich dient“. — Von Hermann-Peter Steinmüller —