Werne. „Holly, such‘“, schallt es aus der Maulwurfsgruppe in der Kita St. Christophorus. Besuchshund Holly ist im Einsatz. Seit Anfang des Jahres kommt Heilpädagogin Carmen Lethen mit ihrem Vierbeiner in die Einrichtung und bringt den Kleinen spielerisch den Umgang mit dem Tier bei.
Holly trägt gerade eine grüne Schleife. Das bedeutet: „Ja, ich will spielen!“ Wenn die Mischlingshündin eine Pause braucht, trägt sie rot. Das Ampelsystem verstehen die Kinder leicht. Aber jetzt steht Holly beim Suchspiel im Mittelpunkt. Die Mädchen und Jungen dürfen der Fellnase reihum ein Leckerli geben.
„Wir haben das Vertrauen zwischen Kind und Hund langsam aufgebaut. Holly ist kein Kuscheltier, sondern ein Partner. Wir haben Spielregeln entwickeln, an die sich die Kleinen halten“, erklärt Carmen Lethen. So kommt Holly in die Kita als Freundin, mit der man Zeit verbringt und die auch an Ausflügen teilnimmt. „Sie ist voll integriert, es gibt einen respektvollen Umgang miteinander.“ Und Erzieherin Annette Abdinghoff, Leiterin der Maulwurfgruppe, hat festgestellt: „Die Mädchen und Jungen sind entspannter.“
Holly ist sechs Jahre alt. Den wuscheligen Mischling hat Carmen Lethen aus dem Tierschutz. Der Hund aus Rumänien ist in ihrem Haushalt mit Kleinkindern groß geworden, daher flitzt sie völlig entspannt und wie selbstverständlich durch die Kita. Dreimal wöchentlich nimmt die Heilpädagogin ihren Vierbeiner mit zur Arbeit. Haupteinsatzort ist die Maulwurfgruppe, aber auch bei den anderen Kindern ist Holly bekannt und beliebt.
Nun steht im Morgenkreis das Leinentraining auf dem Programm. Ein Kind „versteckt“ sich in der Einrichtung, ruft „Holly, komm‘“ und führt den Vierbeiner dann zurück. Das gelingt (noch) nicht immer, doch der Spaß kommt nicht zu kurz. Den sogenannten Abruf baut Carmen Lethen langsam auf.
„Es ist schön zu sehen, wie die Kinder sich um Holly kümmern, ihr Wasser hinstellen oder auch unsere Verhaltensregeln mit nach Hause nehmen. Sie lernen unter anderem, wie man einen Hund richtig streichelt und wann er eine Pause braucht“, sagt die Heilpädagogin, die sich freut, dass der Kita-Träger den Einsatz des Tieres befürwortet und unterstützt. „Wir stehen voll dahinter“, unterstreicht Einrichtungsleiterin Vanessa Borner. Holly sei gleichzeitig Zugpferd für Bewegung und Aktivitäten im Kindergarten und auch eine Brücke für Kommunikation mit den Kleinen.
„Sie spürt die Stimmung bei jedem einzelnen Kind und findet so immer den passenden Zugang.“
Heilpädagogin Carmen Lethen über Kita-Hund Holly
„Na klar, am Anfang war es schon richtig wuselig – ein regelrechter Hype um Holly. Doch inzwischen ist alles entspannt“, betont Vanessa Borner. So drehen die älteren Kinder auch schon mal alleine eine kleine Runde mit der Fellnase um den Sandkasten im Außenbereich.
Holly hat eine Ausbildung zum Besuchshund gemacht, und Carmen Lethen geht weiter regelmäßig in die Hundeschule mit ihrem Vierbeiner. „Sie spürt die Stimmung bei jedem einzelnen Kind und findet so immer den passenden Zugang“, weiß die Heilpädagogin. Holly sei eine Art Magnet oder Andockstation für die Mädchen und Jungen in Ruhephasen und auch in der pädagogischen Arbeit sinnvoll.
Dass sich allein das Streicheln eines Hundes positiv auf Psyche und Körper auswirkt, haben Wissenschaftler längst bewiesen. Und so haben alle Holly ins Herz geschlossen. Nun legt Annette Abdinghoff der Hündin die von ihr selbst genähte rote Schleife an. Der Kita-Hund hat Feierabend und freut sich schon auf den nächsten Besuch in der Einrichtung.