Kreis Unna. Nach dem sicherheitsrelevanten Vorfall am Dienstagabend in der Notunterkunft in Selm-Bork, der den Einsatz massiver Kräfte der Polizei erforderte, hat Landrat Mario Löhr am Morgen umgehend das Gespräch mit Regierungspräsident Heinrich Böckelühr gesucht – die Bezirksregierung Arnsberg ist verantwortlich für die als Zeltstadt geführte Unterbringungseinrichtung in Selm-Bork. Darüber informiert die Kreis-Pressestelle.
In einem Telefonat hat Löhr gegenüber Böckelühr die klare Erwartungshaltung formuliert, dass die Zeltstadt bis spätestens Ende des Jahres 2023 zurückgebaut wird.
„Nach großen Polizeieinsätzen wie diesen ist die Verunsicherung in der Bevölkerung – verständlicherweise – groß“, so Landrat Mario Löhr. Ihm gehe es zudem ausdrücklich auch um seine Mitarbeitenden unter anderem der Zentralen Ausländerbehörde, die in der jüngeren Vergangenheit in der Einrichtung in Selm zunehmend Konfrontationen ausgesetzt gewesen seien.
„Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich kann die aufgebrachte Stimmung unter den Geflüchteten durchaus verstehen. Wenn Menschen in einer Zeltstadt – nach meinem Eindruck über Monate – mit 750 anderen verwahrt werden, dann ist ein Lagerkoller die logische und menschlich doch auch nachvollziehbare Folge. Im Ergebnis führen vermeintliche Nichtigkeiten zu ausgewachsenen Vorfällen wie am Dienstagabend. Das kann und will ich nicht akzeptieren.“
Löhr: „Menschen nicht über Monate verwahren“
Im Gespräch mit Regierungspräsident Heinrich Böckelühr hat Landrat Mario Löhr deshalb noch einmal deutlich gemacht, dass er eine Zeltstadt nicht für geeignet hält, Menschen darin dauerhaft unterzubringen. „Ich habe die klare Erwartungshaltung, dass Josefine Paul als zuständige Ministerin diese Form der Unterbringung schnellstmöglich beendet.“
Er fühle sich durch den sicherheitsrelevanten Vorfall am Dienstagabend bestätigt: „Man kann in so einer Zeltstadt nicht Hunderte Menschen über Monate verwahren!“ Zumal der Winter bevorstehe. „Das wird automatisch zu weiteren Problemen führen.“ PK | PKU
Auseinandersetzung sorgt für größeren Polizeieinsatz
Am Dienstagabend (08.08.2023) kam es innerhalb der Zeltstadt Im Sundern in Selm-Bork zu einer Auseinandersetzung zwischen Bewohnern und Mitarbeitern. Das berichtet die Kreispolizeibehörde Unna.
Etwa 50 bis 70 Bewohner versammelten sich gegen 22.10 Uhr auf dem Vorplatz des Infopoints, weil sie mit Maßnahmen der Mitarbeiter nicht einverstanden waren. Sie brachten lautstark ihren Unmut zum Ausdruck und zudem sollen aus der Gruppe heraus auch Steine geworfen worden sein.
Die Mitarbeiter zogen sich aus Angst zurück und informierten die Polizei.
Die zahlreichen Polizeikräfte, die für diesen Einsatz zusammengezogen wurden, trafen in der Zeltstadt nur noch auf vereinzelte Personen vor dem Infopoint.
Drei Personen wurden in Gewahrsam genommen und nach Abschluss polizeilicher Maßnahmen wieder entlassen. Verletzt wurde niemand.