Samstag, Juli 27, 2024

Mario Löhr: „Ich bin selbstbewusst, habe was vorzuweisen“

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Werne. Am 13. September findet die Kommunalwahl in NRW statt. An dem Tag fällt auch die Entscheidung, wer die Nachfolge von Michael Makiolla (SPD) antritt, der seit 2004 Landrat im Kreis Unna ist. Einer der Kandidaten für die Nachfolge ist SPD-Politiker Mario Löhr, der amtierende Bürgermeister von Selm. WERNEplus hat mit dem 48-Jährigen, der in Werne geboren wurde, gesprochen. Hier kommt Teil 2 des Interviews.

Bisher hat es noch nie einen Landrat gegeben, der nicht Mitglied der SPD war. Was macht Sie zuversichtlich, dass es am 13. September genau so sein wird und sehen Sie sich selbst in der Favoritenrolle?

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Ich mache mir über sowas keine Gedanken. Allerdings finde ich: Die SPD ist massiv unterbewertet. Wenn ich mir das Krisenmanagement von Hubertus Heil als Arbeitsminister oder Olaf Scholz als Finanzminister ansehe, dann kann ich sagen: Das kommt nicht von ungefähr. Das ist die Tradition der Sozialdemokratie – wir sind da, wenn’s drauf ankommt. Dazu kommt, wir sind ja hier in der Region nicht schlecht gefahren mit Gerd Achenbach und Michael Makiolla, um mal die letzten beiden Landräte zu nennen. Ich setzte schon darauf, dass die Menschen das nicht vergessen haben. Jetzt trete ich an. Und ich bin da selbstbewusst, ich habe was vorzuweisen. Wenn das für die Favoritenrolle reicht, dann nehme ich sie an. Aber eigentlich ist es mir egal. „… entscheidend is‘ auf’m Platz!“ hat Adi Preißler mal gesagt. Der hat mit dem BVB ein paar Meisterschaften geholt und 168 Tore geschossen. Also halte ich mich an den und mach‘ Wahlkampf – Überzeugungsarbeit: Tore schießen – Punkte sammeln!

Sie haben sich für den Wahlkampf unter anderem eine Verbesserung der bestehenden Infrastruktur und eine Verkehrswende mit dem Fokus auf die Angebote des ÖPNV auf die Fahnen geschrieben. Was liegt Ihnen bei den beiden Bereichen besonders am Herzen?

Die Digitalisierung! Schon alleine, weil sie uns so manchen Weg erspart. Das lernen wir ja gerade. Aber auch, weil wir das brauchen, um im Wettbewerb der Regionen zu bestehen. Und nicht zuletzt, weil es der Lebenswirklichkeit der Menschen gerecht wird. Unsere Mobilität ist die Stellschraube in der Klima- und Umweltpolitik, wo wir als Gemeinden, Städte und als Kreis viel bewegen können. Das sollten wir tun. Und das ist dann auch direkt verbunden mit der modernen Infrastruktur. Mehr Straßen und noch mehr Autos, das wird nicht funktionieren. Das in Schuss halten, was wir haben, behutsam erneuern und ergänzen und den Straßenraum fair auf alle Verkehrsträger verteilen, das steht jetzt an.

Mit Verkehrswende meine ich ein Bündel von Maßnahmen, die wir uns noch ganz genau ansehen müssen. Zunächst mal müssen wir Hemmnisse beseitigen: Mich ärgert der Übergang vom Westfalentarif zum VRR. Das dürfen die Leute gar nicht merken – schon gar nicht beim Preis. Das muss weg! Da kann wieder die Digitalisierung helfen. Einsteigen, Erfassen der gefahrenen Strecke, bezahlen nach dem Prinzip „BestPrice“, fertig. Das wird derzeit anderswo erprobt, ich will das hierherholen. Wir haben die meisten Radstationen bundesweit, ich will die zu Mobilitätszentralen ausbauen und den Umstieg vom einen auf das andere Verkehrsmittel vereinfachen. Sie merken, da gibt es viele Möglichkeiten, daraus machen wir ein passendes Paket für den Kreis Unna und die Region – denn das muss ja mit den Nachbarn abgestimmt sein.

Wie sieht es mit den Themen Kinderbetreuung und Altenpflege aus? Gerade die vergangenen Monate der Pandemie haben gezeigt, wie wichtig diese Bereiche sind.

Bei der Kinderbetreuung müsste ich jetzt sagen: Der Kreis ist da nur für drei Kommunen zuständig (Fröndenberg, Holzwickede und Bönen). Mach‘ ich aber nicht, denn: Ich will die Region stärken und da sind solche Faktoren, wie Kinderbetreuung und Altenpflege von enormer Bedeutung. Wenn wir das nicht ordentlich machen, dann werden die jungen Familien nicht kommen und auch nicht bleiben. Die müssen am Ende nämlich beides in den Griff kriegen. Deshalb bin ich sehr dafür, dass aus den Lobeshymnen auf die Menschen die in Betreuung und Pflege arbeiten keine leeren Versprechungen werden. Ich will bessere Bezahlung und bessere Bedingungen – auch mehr Leute. Aber das wird nur gehen, wenn wir als Gesellschaft Wort halten. Also noch mal: bessere Bezahlung und bessere Bedingungen. Auch da lohnt übrigens ein Blick nach Berlin, wer da in der Bundesregierung, was durchsetzt und wer nicht!

Sie sind in Werne geboren. Wie eng ist ihre Beziehung dorthin und wie würden Sie die Stadt an der Lippe jemandem beschreiben, der noch nie dort gewesen ist?

Ich war auch mal Schützenkönig hier in Varnhövel-Ehringhausen, das wollen wir doch nicht unterschlagen. Damals war ich schon Bürgermeister in Selm, aber bei den Schützen bin ich geblieben. Meine Mutter lebt noch heute hier, schon alleine das führt mich immer wieder in die Stadt. Daran merken Sie schon, es gibt noch private Bindungen nach Werne. Dazu kommen natürlich die Erinnerungen an meine Kindheit. Meine fußballerische Ausbildung habe ich den Sportfreunden Werne erhalten. Die sind ja inzwischen fusioniert aber zu meiner Zeit waren das die Sportfreunde. Wenn ich Werne beschreiben soll, dann fällt mir der Begriff „Klein-Münster“ ein, den finde ich in Bezug auf die Innenstadt passend. Aber ich schätze auch die Ortsteile Stockum, Langern und Horst. Dazwischen liegt viel Landschaft zum Abschalten und Radfahren.

Werne spielt aber auch für die Region eine wichtige Rolle, mit den Arbeitsplätzen in den boomenden Gewerbegebieten und ein paar echten Unternehmensperlen. Ich schätze auch meinen Bürgermeisterkollegen Lothar Christ, wir sind ja gleich lang im Amt. Ich hoffe auf eine weitere gute Zusammenarbeit, dann zwischen Bürgermeister und Landrat.

Wissen Sie schon, wie Ihr Tagesablauf am 13. September aussehen wird?

Sonntag ist Familientag! Übrigens ist das auch im Wahlkampf so. Wir werden gemeinsam  frühstücken, dann gehe ich wählen und danach wird Lilly, meine zweijährige Tochter, die Tagesplanung bis auf weiteres übernehmen. Abends werde ich dann natürlich im Kreishaus sein und die Entscheidung abwarten. Das wird mir schwerfallen, weil dann nichts mehr zu tun ist und Stillsitzen ist nicht so mein Ding. Wenn das Ergebnis steht, wird einmal tief durchgeatmet und dann mache ich mich an die Arbeit – entweder als designierter Landrat oder als Wahlkämpfer für den Spurt in die Stichwahl. Wir werden sehen.

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