Werne. Der Bürgerentscheid zur Entwicklung des Gewerbe- und Industriegebietes im Norden von Werne ist beschlossene Sache. Im Rat blieben die Fraktionen bei ihren bekannten Positionen. Bündnis 90/ Die Grünen beim Schulterschluss mit der BIN für einen Paradigmenwechsel für Klimaschutz und gegen weiteren gewerblich-industriellen Flächenverbrauch, die anderen bei dem Ziel, Unternehmen hier anzusiedeln, die mit attraktiven Arbeitsplätzen und Gewerbesteuereinnahmen das Gemeinwesen stützen sollen. Gerne sollen dies Firmen aus dem lokalen Bestand sein, die ansonsten abzuwandern drohen.
Die Bürgerinitiative und ihre Mitmacher/innen haben es in den wenigen Monaten sei März geschafft, ein Bürgerbegehren zu initiieren und viele Menschen aus allen Bevölkerungsschichten zu mobilisieren. Mit immerhin 5.500 Unterschriften wurde die notwendige Mindestanzahl für das Bürgerbegehren weit überschritten.
Auf der anderen Seite hält die Mehrheit des Rates an der Option fest, auch künftig noch Firmen mit Erweiterungs- oder Ansiedlungswunsch einen Standort bieten zu können. Dass man bei der Auswahl interessierter Firmen und der Durchsetzung von Klima- und Umweltschutzmaßnahmen sowie Nachhaltigkeit in dem Gewerbegebiet den Hut auf hat, wurde seitens des Bürgermeisters, seiner Verwaltung und der Befürworter aus der Politik immer wieder betont. Mit Hella im Wahrbrink trägt sich beispielsweise ein Werner Unternehmen mit Erweiterungsplänen, meldete just in der Ratssitzung Wirtschaftsförderer Matthias Stiller.
Tatsächlich wiegen die Argumente auf beiden Seiten schwer. Eine Kleinstadt wie Werne mit hohen Zukunftskosten im Bereich Bildung und Kinderbetreuung, für Infrastruktur, Klimaschutz, sozial geförderten Wohnungsbau, Verkehrswende und vieles mehr muss dafür Einnahmen und zukunftstaugliche Arbeitsplätze generieren. Demgegenüber steht für viele in der Stadt die dringende Notwendigkeit, dem Flächenverbrauch Einhalt zu gebieten und natürliche Ressourcen, insbesondere im Sinne künftiger Generationen, zu schonen.
In der inhaltlichen Auseinandersetzung um die Frage Gewerbegebiet Ja oder Nein fiel der ebenso kontroverse wie sachliche Umgang miteinander auf. Aus den Gesprächen zwischen Verwaltung, Bürgerinitiativen und Politik wurde dies zumindest von allen Seiten zurückgemeldet. Und in der Ratssitzung erntete die BIN – konträre Meinungen hin oder her – einhelligen Respekt aus der Runde.
Nun gilt es, die Werner Bürger/innen davon zu überzeugen, den Wahltermin 12. Dezember in ihren „Adventskalender“ dick anzustreichen und die Chance des Bürgerentscheids auch zu nutzen. Unabhängig vom Ausgang wäre dies allein schon ein Gewinn für die Stadtgemeinschaft. Ich bin gespannt.